Buchrezension: Ich schau Dir zu

Diesmal wird es rosig, zumindest sorgt die Autorin mit einem rosa-farbenen Umschlag – verziert mit einer schwarz verführerischen Karnevalsmaske – für romantische Aussichten. Scheinbar…
Warum? Weil zunächst ein typisches Klischee inszeniert wird: Die junge Künstlerin Ysé heiratet den zwanzig Jahre älteren Harry und nach fünfzehnjähriger Ehe erlischt die Leidenschaft der beiden füreinander.

(Der Buchdeckeltext vermischt allerdings die Jahresangaben von der Dauer der Ehe und dem errechneten Altersunterschied der beiden Protagonisten. Gut, dass die Rezensentin darüber beim Lesen stolpert, wenn es schon die Lektoren nicht tun.)

Zunächst lässt Ysé ihre Phantasie spielen, um Harry zurückzuholen ins Boot der sexuellen Leidenschaft. Das gelingt allerdings nur kläglich und so lässt die Autorin ihren Hauptdarsteller ans Ruder. Und der legt richtig los und inszeniert reale pornographische Settings, in denen Yvé die Hauptrolle zu spielen hat.
Harry schaut zu, ich schaue zu und lese mit, was seine Frau aus der Ich-Perspektive als gewollte und ungewollte Akteurin seiner Pläne beschreibt.

Endlich mal richtig schöne erotische und zuweilen sogar pornographische Geschichten. Man merkt, dass der Voyeur Harry einen faible für Hardcore-Sex und skurrile Szenen hat. Yvé ist zuweilen verschreckt, verstört und kann aber auch genießen und sich einlassen auf all die Männer, die ihr Mann ihr mittels Internetprofil unter ihrem Pseudonym gesucht hat.
Mir geht es wie der Hauptdarstellerin, ich bange mit, ich leide mit, ich stöhne mit, ich genieße mit… Bis zum Ende, das ich natürlich nicht verrate. Nur soviel sei gesagt: es ist nicht rosa und auch nicht rosig.

„Ich schau Dir zu“ von Paule Angélique, 160 Seiten, 8,99 Euro

Bewertung:

Rezensentin: climbing_rose aus Braunschweig.