Memoiren einer Domina: Der Engel mit der Peitsche

Was bringt eine gut gebildete, beruflich sehr erfolgreiche Frau in Wien dazu, eine zweite Existenz als Domina aufzubauen? Wie wird aus einer privaten Vorliebe zur Dominanz eine berufliche Praxis als Domina? Und warum hört sie wieder auf damit? Eine ganz persönliche und individuelle Antwort auf diese Fragen gibt uns die ehemalige Domina Contessa Juliette in ihrer Autobiografie „Der Engel mit der Peitsche“

„Wahre Herrinnen und echte Sklaven gibt es nur noch wenige. Die Ära der echten Domina ist vorbei.“ Das ist das Resümee der Frau, die alle Höhen und Tiefen erlebt hat: Beziehungen, Liebhaber, erfüllten privaten Sex, ergebene Sklaven, viele interessante Begegnungen, aber auch Steuerfahndung, Racheakte ehemaliger Liebhaber und immer wieder aber auch zerbrechende private Liebesbeziehungen. 13 Jahre hat Contessa Juliette als Domina gearbeitet. Doch die vielen aufwühlenden Ereignisse in Verbindung mit der doppelten Belastung quasi zwei Unternehmen zu führen, endeten eines Tages mit einem Herzinfarkt. Das war der Punkt, an dem Juliette anfing, über ihr Leben nachzudenken und sich aus der SM-Szene zurückzuziehen. Das ist jetzt ungefähr fünf Jahre her. Und in dieser Zeit hat sie dieses Buch geschrieben. Die Autorin beschreibt sehr offen etliche SM-Szenen aus ihrem Studioalltag, aber auch ihre privaten lustvollen Erlebnisse. Sie spart die dunklen Seiten nicht aus, die zu einem solchen Leben dazugehören, so wie in jedem anderen Leben auch nicht immer nur schöne Erlebnisse geschehen.

Wir haben Contessa Juliette einige Fragen gestellt:

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Domina-Studio zu eröffnen?

„Meine Neigung hatte ich schon lange immer nur mit meinen Partnern ausgelebt. Durch Zufall in die Münchner und dann Wiener Szene gelangt, gefiel es mir, mit fremden Männern zu spielen. Nach verschiedenen Treffen auf rein privater Basis war ich von den zum Teil unverschämten Anforderungen an meine Garderobe, Materialien, Spielzeug, dem Geiz beim Buchen einer Spiellocation so verärgert und frustriert, dass ich beschloss, die Männer müssten für ihr Vergnügen zahlen. Dann könnte ich ja die schenkelhohen Stiefel, das Latexoutfit für mich (und ihn) etc. problemlos anschaffen. Um es professioneller zu gestalten, gründete ich meine Bizarrescort Agentur. In weiterer Folge wollte ich dann mein eigenes Reich in Wien. Ich beschreibe den Werdegang sehr ausführlich in meiner Biografie.“

Hatten Sie nie Angst um Ihren Ruf? In Ihrem Buch schreiben Sie ja, es gab nur einmal die Situation, dass der Direktor Ihrer Bank als Kunde vor ihrem Studio stand. Aber das hätte doch auch ganz anders aussehen können?

„Mein Leben im S/M-Bereich beruhte auf höchster Diskretion. Durch mein elegantes Auftreten kam in der Öffentlichkeit (auch bei Escort) nie der Verdacht auf, ich könnte eine Dame „aus dem Gewerbe sein“. Angst um meinen Ruf hatte ich nie, denn wenn jemand zu mir mit seiner Neigung käme, wäre er/sie in der gleichen Situation. Wenn ich z.B. im realen Leben einem meiner Gäste begegnete, grüßte ich nie, nicht einmal ein Wimpernzucken. Erst wenn der Gast ein Zeichen gab, erwiderte ich das.“

Sie zeigen sich ja mit ihrem Buch jetzt stark in der Öffentlichkeit:  Arbeiten Sie jetzt noch in ihrem Familienunternehmen und wie gehen Ihr Bruder bzw. die Angestellten mit Ihrer  Öffentlichkeit um?

„Ursprünglich hatte ich mich für einige Monate nach Rom zurückgezogen, um dort mein Buch zu schreiben. Es war mir ein Bedürfnis geworden, diesen Lebensabschnitt aufzuarbeiten. Anfangs kam ich überhaupt nicht dazu, da mich alle meine Freundinnen besuchten. Ich war mehr Tourist-Guide als Schriftstellerin. Da ich merkte, wie gut ich mich dort fühlte, wie wenig mir S/M und auch der jahrzehntelange Stress des Unternehmens fehlte, besprach ich mich mit meinem Bruder, dass er das Familienunternehmen übernehmen sollte. Die jahrelange Verfolgung durch einen Stalker waren mit ein Grund, Wien und Österreich zu verlassen.

Während meiner Berufstätigkeit wusste im Büro niemand, dass ich ein zweites Standbein hatte. Jetzt, mit der Veröffentlichung des Buches ist es publik und allen bekannt. Als man mich das erste Mal nach Erscheinen des Buches wieder sah, waren alle ganz unverkrampft und seit meinem Fernsehauftritt spreche ich auch im Büro über meine Pläne. Man begegnet mir seitens der MitarbeiterInnen offen und herzlich.“

contessa juliette
Privat als Frau erging es Ihnen in Ihrer Zeit als Domina nicht so gut, mit den Beziehungen nahm es immer ein schlechtes Ende. Woran lag das Ihrer Meinung nach? Hat sich mit dem Ausstieg da jetzt etwas geändert?  

„Es ist generell schwierig, einen Liebes- und/oder Lebenspartner zu treffen. Wenn man ganz viel arbeitet und wenig Zeit für eine Beziehung hat, ist es noch schwerer. Und wenn man ein Doppelleben führt, ist es am schwersten. Dazu kommt die Tatsache, dass man als Domina ständig mit nackten Männern zu tun hat und ein Partner schon großes Vertrauen haben muss, um sicher zu wissen, dass seine Partnerin, die Domina, ihm wirklich treu ist. Manche meiner Partner hat es zwar angeturnt zu wissen, dass ich eine dominante Frau bin und als Domina arbeite, aber eine gewisse Unsicherheit ob mir ein Anderer nicht besser gefiele, blieb immer. Seit meinem Ausstieg vor 5 Jahren und der Trennung von meinem letzten Partner, habe ich mich von allem zurückgezogen: von S/M und in gewisser Weise von Männern. Ich hätte gerne einen intelligenten, großzügigen Partner auf Augenhöhe, keinen devoten Mann. Mit meiner Ausstrahlung ziehe ich aber öfter Männer an, die eine submissive Neigung haben.“

Durch die Veröffentlichung ist die Contessa wieder ins Rampenlicht der S/M-Szene gerückt und trifft dort und auch außerhalb der Szene viele interessante Menschen. Sie lebt jetzt vornehmlich in Italien, wenn sie nicht in Wien weilt. Die Unternehmensführung hat sie komplett ihrem Bruder übergeben und widmet sich jetzt vornehmlich der Promotion des Buches. Sie gibt außerdem Domina-Schulungen und steht für Interviews und Talkshows zur Verfügung www.contessa.at

Contessa Juliette: Der Engel mit der Peitsche 15,99 Euro,
Als Ebook  über Epubli Verlag, Amazon, iTunes etc
Als Printversion (ca. 340 Seiten) über den Epubli Verlag, direkt über die Autorin oder in ausgewählten Buchhandlungen  www.contessa.at/buch/kaufen/