"Tierarium" von Karla Reimert

„Tierarium“

von Karla Reimert


Die Löwin

So pflanze doch mein Löwenmäulchen
In deine zarte harte Pranke
Ich reisse dir ein Antilopenkeulchen
Und führ dich mit zu süßem Tranke

Wenn ich ende mit Gebrüll füll
Mich ganz mit deinem Quast
(Gönne mir nur kurze Rast)

Bin ich sanft dann wie ein Lamm ramm
Mir nochmal deine Katzenzunge
Durchs Maul tief bis in die Lunge

So verdjungelt und verwüstet
Sind wir wieder wohl gerüstet
Zum Kämpfen Schlafen Jagen

Wolln gemeinsam
Frische Beute schlagen

Rossig

Oh was tät ich mich quälen
Wolltest du mich nie mehr
Beschälen
Mit lautem Schnauben und Gewiehr
Lustvoll befrieden meine Gier
Es steht der Wallach
Im Stall
Ach
Mir steht der Schaum schon vorm Maul
Was bin ich fürn armer Gaul
Was bin ich für ne Mähre
Mein Gott
Wie ich dich begehre

Rollig

Ich träum von deinen Tatzen
Die mir sanft das Fell zerkratzen
Vom Lecken und Schlecken
Von süßer Sahne im Bauch
Vom Liebesraub in den Hecken
Vom Katzeln im Holunderstrauch
Von zarten Bissen in mein Ohr
Unergründlich grünen Augen
Von Lust in die ich schnurrend mich verlor
Von Katern die mir alle Sinne rauben

Der Hengst

Mir ist so
Gar nicht nach ihr zumute
Ich bin so
Gar nicht scharf
Auf diese Stute
Lieber will ich

Vor dem Bild
Von einem süßen Fohlen

Läufig

Ach wie schön es wär
Mich zu verlieren
Im juckelnd beißend
Im hechelnden Kopulieren
Im jaulend sabbernd
Im schwänzelnden Gebrunst
Oh, schenke mir doch deine Gunst
Du heulst so oft so laut zum Mond
(Was sich leider gar nicht lohnt)
So komm mein lieber Rüde
Ich bin deiner daher
Noch gar nicht müde

Rausche

Im Ebern wie im Sauen
Im Wühlen wie im Suhlen
Mit Schnüffeln wie mit Grunzen
Wolln wir umeinander buhlen
Ich stelle mich breitbeinig hin
und schlenker mit den Ohren
Steck deinen Rüssel
In meine Schüssel
Süßer Eber
Dich hab ich mir erkoren