3 Fragen, die jeder Sexshop-Verkäuferin zum Hals raushängen (und Antworten darauf!)

Heute haben wir die liebe Kathi bei Erosa zu Gast, welche ihr halbes Leben in Sex-Shops verbracht hat und betreibt mit „YES, WE CUM!“ ein eigenes Ladengeschäft in Frankfurt am Main. Sie plaudert bei uns ein wenig aus dem Sex-Shop-Verkäuferinnen Nähkästchen und erklärt euch, warum ihr Sextoys NICHT zurückgeben könnt.

„Was gibt’s denn hier so?“

Eine Frage, die aus genau zwei Gründen oft gestellt wird. Erstens: Nervosität. So ein Sexshop ist ja schon was anderes als ein Baumarkt (in dem niemand fragen würde: was gibt‘s denn hier so, habt ihr auch Schrauben?). Und zweitens, noch wichtiger: Unterhaltung. Kunden, die mit dieser Frage in den Sexshop starten, erwarten in der Regel Entertainment. Die wollüstige Verkäuferin, die nichts anderes zu tun hat, als über Sex und Toys und alles, was dazugehört, zu sprechen.

Würde man wahrheitsgemäß beantworten, was es denn hier so gibt, müsste man das gesamte Sortiment aufzählen. Früher habe ich runtergerattert: “Dort stehen Vibratoren, das klassische sind Stabvibratoren, wenn die vorne leicht abgewinkelt sind, taugen sie zur G-Punkt-Stimulation. Die Doppelten in dem Regal hier nennt man Madonnen oder Rabbits oder Dual-Action” – und so weiter.

Rabbitvibratoren von Fun Factory

 

Heute rattere ich nicht mehr, denn die Antwort auf jene Frage ist simpel:

„Sexspielzeug. Für Ladies, für Jungs, für Paare. Manches vibriert, anderes nicht. Was finden Sie denn spannend?“ Und fertig.

Beratung gibt es natürlich jederzeit, aber für Unterhaltung und Sextalk hat die Shop-Mitarbeiterin Eures Vertrauens in der Regel keine Zeit. Denn: das mit dem Sexshop ist Arbeit. Wir sind nicht nur zur Aufklärung oder Unterhaltung da. Wir nehmen keinen Eintritt und kosten keine Gebühr. Wir verdienen nur, wenn wir verkaufen. Und wenn es nichts zu verkaufen gibt, machen wir die Bude sauber, dekorieren, kümmern uns um Kundenbestellungen oder machen das Schaufenster. Eine Sexshopverkäuferin ist eben auch nur eine Einzelhandelskauffrau, mit allem, was dazu gehört. Wir haben selten Langeweile.

Aber wir freuen uns immer über Kunden. Vor allem über die, die nicht fragen: „was gibt‘s denn hier so?“

„Kann ich das zurückgeben, wenn’s mir nicht gefällt?“

Man stelle sich vor, man kauft einen Dildo, packt ihn daheim stimmungsvoll aus und stellt fest: den hat augenscheinlich schon mal jemand benutzt. Ekel-Alarm! Das will definitiv niemand (außer vielleicht Menschen mit einem wirklich sehr seltsamen Fetisch).

Deshalb ist die Antwort auf die Umtausch-Frage simpel: NATÜRLICH NICHT! Es sei denn, das Toy ist original-versiegelt! So viel Hygiene muss sein und gute Sexshops achten tunlichst darauf. Trotzdem gibt es erstaunlich viele Kunden, die das so gar nicht serviceorientiert finden. Eigentlich ist aber nichts serviceorientierter als genau das. Denn wir verkaufen Hygieneprodukte und möchten sicherstellen, dass jede Kundin und jeder Kunde auch nur 100% neuwertige, hygienisch einwandfreie Produkte erhält. Das geht nur mit strengen Rücknahmeregeln.

 

Nicht für den Umtausch geeignet – Vibratoren und Co.

Und überhaupt – was sollten wir als Sexshop mit Rückläufern machen? Selbst benutzen? An eine wohltätige Organisation spenden? In den Müll schmeißen oder ein Second Hand Regal eröffnen? „Aber bei den großen Internetshops geht das doch auch”, lautet ein häufiger Einwand. Dann denkt mal darüber nach, was diese Händler dann wohl mit ihren Retouren machen…

Nun ist es nicht so, dass ich das Problem nicht verstehen könnte. Letztendlich kauft man im Sexshop die Katze im Sack. Denn wie sich ein Spielzeug wirklich anfühlt und ob es tatsächlich genau das Richtige für einen ist, das merkt man natürlich erst, wenn man es ausprobiert.

Das Risiko lässt sich aber erheblich minimieren. Nämlich, wenn man sich vorm Kauf gründliche Gedanken macht, was man eigentlich vom neuen Toy erwartet. Wenn man sich in einem Fachgeschäft beraten lässt. Wenn man sich dort vor Ort Demo-Modelle live anschaut. Sollte trotzdem mal ein Fehlkauf dabei sein, ist es wenigstens ein blitzsauberer!

 

„Hast du dein ganzes Sortiment selbst ausprobiert?“

„Ja, aber selbstverständlich! Alles, bis auf die Plüschhandschellen, solche Ferkeleien mach ich nicht!“ Das sage ich immer, es ist schon ein Reflex. Wer fragt so was? Zuerst natürlich Herrschaften, die der armen Sexshop-Verkäuferin intime Geheimnisse entlocken oder ihr sonst wie zu nahe treten wollen. Ein bisschen kostenloser Dirty Talk für die Mittagspause. Dicht gefolgt von Scherzkeksen, die diese Frage einfach unfassbar witzig finden.

Manche Kunden glauben aber tatsächlich, wir hätten hunderte Geräte daheim, vielleicht in einer eigens dafür angemieteten Garage. Oder wir würden nach Ladenschluss mit dem Team im Kreis sitzen und Jour Fixes im Rudel veranstalten.

Es ist so: wer in einem Sexshop arbeitet, sollte dem Thema Spielzeuge gegenüber selbstverständlich aufgeschlossen sein. Und logischerweise wird jeder auch das ein oder andere Produkt selbst ausprobiert haben. Oder auch gerne und regelmäßig benutzen.

 

Gibt´s auch bei Kathi – BDSM-Utensilien für den Hausgebrauch

 

Aber niemals jedes einzelne Teil – am besten noch in jeder Farbe. Und überall, wo ich bisher jobbte, war klar, dass niemand etwas testen musste, worauf er oder sie überhaupt keine Lust hatte. Übrigens bekommen wir für den Privatgebrauch auch kein kostenloses Kontingent an Toys, wir müssen uns das ganze Zeug also auch selber kaufen, Mitarbeiterrabatte hin oder her.

Unser Vorteil bei der Beratung liegt auch gar nicht nur darin, dass wir selbst dieses oder jenes Gerät toll finden. Wir bekommen aber jede Menge Feedback und das macht letztlich unsere Kompetenz aus. Was ist denn interessanter: ob ein Toy einer Person gefällt oder ob es hundertfach gutes Echo bekommt? Bei uns gibt es quasi gesammelte Kundenbewertungen zu erfahren. Und zwar echte!

 

Wenn ihr mehr von Kathi lesen wollt, dann schaut doch einfach mal auf ihrem Blog Gebetsschwester vorbei. Wenn ihr sie unterstützen wollt, dann kauft doch etwas in dem zu ihrem Laden gehörenden Onlineshop „YES, WE CUM!“

Bilder mit freundlicher Genehmigung von Kathi von Gebetsschwester.