Gibt es ihn nun oder gibt es ihn nicht, den G-Punkt (der eigentlich eine kleine Fläche ist)? Das ist eine Frage, die schon seit Jahren unterschiedlich beantwortet wird. Die einen behaupten, das sei wissenschaftlich bewiesen, die anderen behaupten das Gegenteil. Doch egal, ob es ihn nun gibt oder nicht: Viele Frauen (und Männer) haben ihren Spaß damit! Für all diejenigen, die nicht an diese höchste erogene Zone glauben (wollen), ist dieses Buch uninteressant. Doch wer sich auf die Suche danach begeben und wissen möchte, wie Mann ihn finden und stimulieren kann, der ist mit diesem sehr ausführlichen Ratgeber bestens bedient.
Das Handbuch bietet einen umfassenden Einstieg in das Thema G-Punk. Los geht es mit den 8 Mythen über den G-Punkt, gefolgt von einer gründlichen Einführung in die weiblich
e Anatomie, die anschaulich illustriert wird durch detaillierte Zeichnungen der inneren Organe. Wichtige Aspekte bei der Einstimmung (dem sogenannten Vorspiel), der Verwendung von Gleitgelen und Sextoys werden erläutert, ebenso unterschiedlichen Sex-Stellungen und 26 verschiedene Arten, den G-Punkt zu massieren. Ein Kapitel widmet sich der weiblichen Ejakulation, es gibt Reinigungstipps für danach, aber auch Hinweise für das männliche „inner game“, also mit welcher Einstellung ein Mann sich auf solch ein Erlebnis einlassen sollte. Sogar für das richtige Ambiente gibt es Tipps der Autorin Yella Cremer, z.B. sollte mann immer gute Schokolade für die Frau vorrätig haben…
Beim Lesen dachte ich manchmal, hu, das ist jetzt aber alles sehr ausführlich und etwas langatmig. Doch dann wurde mir klar, dass eben das alles dazugehört zum Sex. Das genaue Wissen über anatomische Details, die dem besseren Verständnis dienen. Die Techniken, das Zubehör, das Ambiente, die praktische, emotionale und psychologische Vorbereitung, all das macht in seiner Gesamtheit guten Sex aus. In diesem Buch wird nicht nur die G-Punkt-Massage erläutert, sondern so ganz nebenbei auch vermittelt, dass zu guten Sex sehr viel mehr gehört als nur die richtige Technik.
Trotz aller Tiefe und Breite, mit der das Thema in diesem Buch erläutert wird, entsteht doch niemals Leistungsdruck. Hier geht es nicht darum, beim Sex noch mehr zu leisten, sondern sich einfach dieser Spielart anzunähern und sie als Bereicherung anzusehen. Wohltuend sind dahingehend viele ausdrückliche Hinweise, wie z.B. dass nicht jede Frau ejakuliert oder dass es dauern kann, bis frau in sich diesen sagenumwobenen Punkt spürt. Sex soll ja schließlich Freude bringen und nicht zum Hochleistungssport werden!
Besonders interessant finde ich, dass diesem Buch für Männer Ende diesen Jahres dann auch eine Ausgabe für Frauen folgen wird. Auf meine Frage, worin der Unterschied zwischen den beiden Zielgruppen bestehen würde, antwortete mir die Autorin:
„Ich habe bei meinen Vorträgen über den G-Punkt gemerkt, das beide Geschlechter total unterschiedliche Dinge von mir brauchen. Männer wollten am liebsten eine Patentlösung, z. B. einen Knopf, der immer funktioniert. Doch den gibt es nicht. Männer muss ich eher dazu bringen, den G-Punkt ganzheitlicher zu sehen, zu begreifen, das es eine Einheit von Körper, Geist und Seele gibt. Es gibt den G-Punkt nicht allein, sondern es nur mit der ganzen Frau drumherum. Und dass es außerdem darauf ankommt, das sie selber mit der richtigen Haltung und Offenheit beginnen und das die Frau sehr wohl merkt, wenn sie als Mann nur etwas anderes erreichen und nicht wirklich schenken wollen. Hauptpunkt ist: Männer brauchen eher Verlangsamung und Defokussierung.
Frauen brauchen das Gegenteil: Sie muss ich ermutigen, dass sie sich selbst und den G-Punkt ernst genug nehmen. Dass sie sich selbst wichtig nehmen und nicht gleich aufgeben, wenn es sich nicht sofort toll anfühlt. Sie müssen auch lernen, den Partner um den Gefallen zu bitten, sich länger und ausführlich mit dem G-Punkt zu beschäftigen. Während ich die Männer eher zurückhalte, muss ich die Frauen anfeuern, sich mehr zu wünschen als das, was schon immer da war. Sie müssen sich fokussieren auf das eigene Vergnügen, auf die Erlaubnis Spaß zu haben und zu empfangen, für ihre eigenen Wünsche einzustehen und Raum und Zeit aufzuwenden.
Bei dem Buch für Männer gibt es einen Teil über den Umgang mit den Frauen, bei den Frauen werde ich einen längeren Teil zur Selbsterforschung und zum eigenen Körperbild einfügen.“
Yella Cremer beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit Persönlichkeitsentwicklung und Sexualität. Sie bietet Coachings an (persönlich und per Skype), hält Vorträge und bietet Online-Workshops an. Mehr dazu auf wwww.lovebase.com
Yella Cremer: G-Punkt Handbuch für Sexgötter
192 Seiten, gebundene Ausgabe: 29,90 Euro, Taschenbuch 18,90 Euro und als ebook bis zum 10.7.14 kostenlos, danach 9,99 Euro