Die rote Schleife ist zurück: Der Welt-AIDS-Tag 2014

Auch in diesem Jahr schmückten am 1. Dezember wieder zahlreiche Menschen ihre Kleidung und ihre Taschen mit der bekannten roten Schleife, die symbolisch für Solidarität und Anteilnahme am Welt-AIDS-Tag steht.

Wozu ein Symbol der Solidarität?

Das Symbol der roten AIDS-Schleife wurde in den 1980ern als Reaktion auf die ersten bekannt gewordenen AIDS-Todesfälle geschaffen. Die Basis für die Entstehung des Symbols bot eine amerikanische Tradition, bei der Stoffschleifen um einen Baum gebunden werden, um entfernten Freunden oder Geliebten zu gedenken. Die rote Farbe der Schleife wurde bewusst ausgewählt: Sie steht für Liebe und Blut.

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HIV und AIDS gehören auch heutzutage noch zu den Themen, die mit zahlreichen Vorurteilen belastet sind.

Seit sich im Jahr 1988 die Gesundheitsminister auf einem Weltgipfel für mehr Toleranz und Transparenz bezüglich der Themen HIV und damit verbunden auch der Immunkrankheit AIDS aussprachen, werden Menschen weltweit an jedem 1. Dezember aufgerufen, diese rote Schleife zu tragen. Dieser Aufruf findet jedes Jahr unter einem anderen Motto statt, so beispielsweise begleitet von den Worten „Stark gegen AIDS“ im Jahr 2014.

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In den Jahren zuvor hatte das Problem der Verbreitung von HIV durch die Medien erhöhte Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Ziel des ersten Welt-AIDS-Tages war es, der Entsolidarisierung von HIV-Erkrankten und AIDS-Betroffenen Menschen entgegenwirken und zugleich daran zu erinnern, dass der HI-Virus eine nach wie vor präsente Bedrohung ist.

Heutzutage wird sowohl AIDS, als auch die Gefahr der Ansteckung mit dem HI-Virus in der Öffentlichkeit kaum mehr als Problem wahrgenommen. Dieser Umstand ist einerseits der Stabilisierung der Infektionsrate in den 90er Jahren, andererseits aber auch der Tatsache geschuldet, dass die Thematik durch eine bessere Behandelbarkeit von HIV und die Überlagerung mit anderen mediengewichtigen Themen in den letzten Jahren stark in den Hintergrund getreten ist.

Die sinkende Aufmerksamkeit birgt jedoch ihre Gefahren: Wird das Thema nicht mehr ernst genommen, schwächt dies das präventive Verhalten der Menschen. Die Folgen können mangelnde Aufklärung über das Thema AIDS sowie eine Entsolidarisierung von Betroffenen sein. Hierzu kommt, dass weniger Bewusstsein für die Gefahren einer HIV-Infektion auch die Infektionsrate wieder in die Höhe schießen lassen könnte. Gerade junge Menschen gehen in der modernen Zeit nehmen Themen, wie dem Schutz beim Geschlechtsverkehr, doch oft auf die leichte Schulter und gehen zudem leichtsinnig mit der Wahl ihrer Partner um.

Unwissenheit schützt nicht vor Ansteckung

Heutzutage informieren sich viele Menschen erst dann über HIV, wenn sie in eine Situation geraten, in der sie selbst befürchten, betroffen zu sein. So ist der Anteil der Menschen, die vorsorglich einen HIV-Test machen in der Bevölkerung vergleichsweise gering und das obwohl nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation allein in Europa rund eine Millionen Menschen nicht wissen, dass sie mit dem HI-Virus infiziert sind. Selbst in Deutschland sollen etwa 20 Prozent der Betroffenen nichts von ihrer Erkrankung wissen. Diese Unwissenheit kann für die Betroffenen aber auch für andere Menschen schwere Folgen haben: Zum einen besteht die Gefahr, den Virus unwissentlich an andere Menschen weiterzugeben, zum anderen können Betroffene nur durch eine rechtzeitige Diagnose und eine entsprechende Behandlung auf Dauer symptomfrei leben.

Doch was hindert die Menschen daran, einen HIV-Test in ihrer Stadt zu machen? Laut den Spezialisten aus Medizin und aus verschiedenen Hilfsorganisationen sind die Gründe hierfür vielfältig: So gibt es beispielsweise viele Menschen, die nicht immer auf ausreichend Schutz geachtet haben und sich dessen auch durchaus bewusst sind. Manche haben sogar selbst den Verdacht, sich vielleicht mit HIV infiziert zu haben. Doch aus Angst vor einer Bestätigung ihrer Vermutung verdrängen sie den Gedanken daran und wagen es häufig nicht einmal, ihre Vermutung gegenüber ihrem Haus- oder Frauenarzt auszusprechen. Andere wiederum halten sich schlichtweg nicht für gefährdet oder aber sie halten an dem Glauben fest, dass HIV in Deutschland weitestgehend verschwunden wäre. Wieder andere sehen die Hürden darin, dass ihnen das bestehende Test-Angebot zu umständlich ist, sie nicht extra einen Termin vereinbaren oder Geld für einen Test bezahlen möchten. Wie solch ein Test aussieht beschreibt dieser Artikel.

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Nicht nur Erwachsene können an HIV erkranken, auch bereits Neugeborene können das Virus in sich tragen.

 

Letztendlich liegt es an jedem selbst, die Risiken zu kennen, zu erkennen und die Test-Angebote wahrzunehmen. Denn ob wissentlich oder nicht: Die Gefahr einer Ansteckung ist auch in Deutschland noch unverändert hoch. Und auch wenn AIDS mittlerweile besser behandelt werden kann, als noch vor 10 oder 20 Jahren, so bleibt die Erkrankung doch unheilbar – eine Tatsache, derer sich viele Menschen heute einfach nicht mehr bewusst sind. Laut einer Befragung bezeichnen nur noch etwa 29 Prozent der Gesamtbevölkerung AIDS als eine gefährliche Krankheit. Die übrigen 71 Prozent wissen entweder nicht, welche Konsequenzen eine Erkrankung hat oder halten AIDS für eine harmlose Erkrankung.

Zeichen setzen statt ignorieren

Aus den zuvor genannten Fakten geht hervor, warum Kampagnen wie der Welt-AIDS-Tag auch heute noch von großer Bedeutung sind: Das Bewusstsein für die Thematik schafft zusätzliche Sicherheit, erhöht die Prävention vor einer Ansteckung und gibt Betroffenen zugleich das Gefühl, von der Allgemeinheit akzeptiert zu werden. Denn leider ist AIDS auch in der modernen Zeit noch immer ein Thema über das nur allzu selten gesprochen wird und bei dem Betroffene in ihrer Umwelt häufig auf Ablehnung und Distanz stoßen.

Dies ist mit einer der Gründe, warum Betroffene ihre Erkrankung häufig verheimlichen oder sich aus der gesellschaftlichen Teilhabe zurückziehen. Wer sich offen zu seiner Diagnose bekennt, wird erfahrungsgemäß mit großer Vorsicht behandelt – und sei es nur im Bezug auf einen einfachen, alltäglichen Kontakt, wie einem freundlichen Händeschütteln. In den Köpfen gesunder Menschen schwebt leider allzu häufig das Wort „ansteckend“ umher, das wie ein Damokles-Schwert zwischen ihnen und den Betroffenen hängt. Dass eine Ansteckungsgefahr jedoch nur auf ganz bestimmten Infektionswegen besteht, wissen Viele schlichtweg nicht.

Aktionen zum Welt-AIDS-Tag

Das Tragen der roten AIDS-Schleife ist nicht die einzige Aktion, an der die Menschen am Welt-AIDS-Tag teilnehmen können. Denn an diesem Tag geht es nicht darum, Flagge zu bekennen und Teilnahme zu zeigen, sondern vor allem auch darum, sich zu informieren, sich auszutauschen und Betroffenen Unterstützung zu bieten. So finden sich am Welt-AIDS-Tag deutschlandweit verschiedenste Veranstaltungen – von Spendenaufrufen für soziale Projekte, über Informationsveranstaltungen, bis hin zu gemeinschaftlichen Treffen zum Kennenlernen, reden und Kontakte knüpfen. Wer selbst eine Idee für ein Projekt zum Welt-AIDS-Tag hat, kann diese übrigens bei einer der zahlreichen Organisationen und Stiftungen einreichen, die sich an diesem Event beteiligen und für derartige Projekte ihre Unterstützung anbieten.

 

 
Bildnachweise:
Bild 1: piipaaa © Pixabay – CCO Public Domain
Bild 2: jarmoluk © Pixabay – CCO Public Domain