Buchrezension: Berlin … aber sexy. Der Erotikführer für die Hauptstadt

Berlin, die Hauptstadt der Erotik, so wird die Stadt gerne genannt. Und als „arm, aber sexy“ bezeichnete der regierende Bürgermeister sie vor einigen Jahren. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis ein entsprechender erotischer Reiseführer geschrieben wurde.

„Berlin, aber sexy“ möchte über die Berliner Erotikszene informieren und zu „sinnlichen Erlebnissen vor Ort inspirieren“. Ich war sehr gespannt und neugierig, was das Autorenpaar zu berichten hat und hoffte auf einen interessanten Blick auf die Berliner Erotikszene. Doch leider überzeugt das Ergebnis kaum.

Zu Beginn des Buches gibt es einen schönen und informativen Überblick über die Sittengeschichte der Erotik. Das Buch ist ansprechend gestaltet und zeigt viele schöne Fotos, die das Geschriebene sehr gut auflockern. Die Berichte über einige bedeutende Frauen aus der Berliner Erotikszene sind interessant und aufschlussreich. Die Angebote werden anschaulich beschrieben, es gibt auch Hinweise auf jährliche Events wie z.B. den CSD oder die Venus-Messe. Zum Abschluss werden alle Locations nochmal mit Adressen, Webseiten und Telefonnummern aufgeführt, sodass man sich leicht selbst weiter informieren kann. Soweit zum guten Teil.

Was mir nicht gefallen hat: Ungefähr die Hälfte der Adressen beziehen sich auf Bordelle und zu einem kleinen Teil auch auf Schwulenbars. Das gehört zwar zu Berlin dazu, ist aber für Frauen oder Paare weniger interessant.

Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich, dass das Buch in zwei Teile geteilt ist. Der gleiche Inhalt wird einmal auf Deutsch präsentiert und einmal auf Englisch. Von den 200 Seiten sind also eigentlich nur 100 Seiten Inhalt.

Das Buch preist sich an als „Erotikführer für Berlin“, doch allzu oft fehlt der Bezug zur Erotik oder zu Berlin. So werden die Berliner Varietes beschrieben, die vielleicht früher einmal Gewagtes präsentiert haben, aber heute nun gar nichts Frivoles bieten (von der ein oder anderen Burlesqe-Show einmal abgesehen).

Die „Ode an Sexy Cora“, eine jüngst verstorbene Pornodarstellerin hat als einzigen Berlin bezug die Tatsache aufzuweisen, dass Cora in Berlin aufgewachsen ist. Auch die Autorin Corinna Rückert wird präsentiert, die als Persönlichkeit durchaus interessant ist, doch keinerlei Angebote in Berlin anzubieten hat und noch nicht mal ihren Hauptwohnsitz in Berlin hat. Und was hat Freuds Couch oder der Film „Der Blaue Engel“ mit Berlin zu tun?

Meine These ist: Das Autorenpaar Ekaterina Rietz-Rakul und Steve Schepens hatte eine tolle Idee, nämlich die Erotik-Angebote Berlins zu präsentieren. Aber dann hat der Verlag festgestellt, dass man damit leider kein Buch füllen kann. So wurde das Buch noch ein bisschen mit allgemeinen Inhalten gefüllt und die Seitenanzahl verdoppelt, indem der gleiche Text (immerhin mit anderen Fotos) noch ins Englische übersetzt wurde.

Fazit: Wer sich nicht für Bordelle, Gaybars oder Erotik-unspezifische Angebote interessiert, dem bleiben letztendlich nur 30 Seiten „Erotikführer für Berlin“ mit interessanten Angeboten übrig. Diese sind allerdings umfassend, vielseitig und informativ. Ob man dafür nun 14,95 Euro bezahlen möchte, das bleibe nun jedem selbst überlassen.

Bewertung:

Wer es dennoch bestellen möchte: Berlin … aber sexy. Der Erotikführer für die Hauptstadt