„Astrid“ von Dagmar Janke

Karla freute sich auf Kurt. Bald mußte er hier sein. Eine Woche war wieder vergangen, seit dem letzten Treff. Karla genoß Kurt genauso wie ihre Freiheit. Kurt genoß Karla, es war etwas anderes als mit der Ehefrau.

Es klingelte. Ungeduldig stand Karla auf dem obersten Treppenabsatz im vierten Stock. Konnte sie auf diese Weise doch schon vorweg ein paar Blicke auf ihn erhaschen. In jeder Treppenwindung sah sie kurze Momente auf sein schwarzes Haar. Spätestens dann bekam sie das Achterbahngefühl im Bauch. Die letzten Stufen rannte sie ihm, wie immer, entgegen. Fiel ihm in den Arm.

„Hallo,“ sagte Kurt. Auch wie immer, mit dunkler warmer Stimme, sehr leise. Küßte sie, sah ihr lange in die Augen. Nichts deutete auf etwas Ungewöhnliches hin. „Komm rein, oder wollen wir uns zur Abwechslung mal hier vergnügen?“ fragte Karla ihn. „Komm mal mit runter“. – „Was soll ich da?“ –“Das wirst du sehen.“ – „Wollen wir Essen gehen?“ –“Nein!“ – „Oder woanders hin?“ – „Nein!“ –“Ich ziehe mir nur schnell was Vernünftiges an.“ –“Nein!“ Karla wunderte sich. Einen geheimnisvollen Gesichtsausdruck hatte er. Fast wurde er ihr unheimlich. Karla zog sich eine Jacke über, folgte ihm. Unten schaute sie nach seinem Wagen. Er war nicht zu entdecken. Fragend sah sie Kurt an. Er machte nur mit dem Kopf eine richtungsweisende Bewegung. „Ach, du bist mit dem Lieferwagen? Deine Frau hat das Auto?“ fragte sie einfach nur so. Eigentlich fand sie das gar nicht ungewöhnlich.

Kurt überquerte die Straße, Karla folgte ihm. Er schloß die Ladeklappen auf. „Für dich!“ sagte er. Karla sah nur eine Pappwand. „Na und?“ fragte sie. Kurt lachte, nahm die Pappe weg. „Da ist sie! Deine Astrid. Dein nachträgliches Geburtstagsgeschenk.“ Karla war geschockt. Klar, sie hatte ihm vor ein paar Wochen von Astrid erzählt. Wie schön sie sie fand, wie toll ihr die Farben ihres sie umhüllenden Stoffes standen. Wie wunderschön mußte sie erst ausgezogen sein! Ganz hinten in einer Ecke des Lieferwagens, versteckt hinter Pappe stand sie. „Du bist ja wahnsinnig, Kurt“, stieß Karla hervor. Doch schon längst fand sie den Gedanken faszinierend, daß Astrid jetzt bei ihr sein würde. Heiß und kalt durchlief es sie.

Sie nahmen Astrid mit in Karlas Wohnung. Führten sie mitten ins Wohnzimmer. „Willst du sie nicht mal anfassen? Ganz behutsam strich Karla über Astrids Seiten. Astrid zeigte keinerlei Reaktion. „Wunderschön fühlt sie sich an, nur etwas kalt,“ sagte Karla. „Nach zwei Stunden auf dem Lieferwagen in der Nacht, ist das völlig normal.“ – „Wollen wir sie mal ausziehen?“ – „Es wäre mir ein reines Vergnügen.“ Sie zogen Astrid aus. Lang ausgestreckt lag sie vor ihnen. Kurt wagte es nach anfänglichem Zögern Astrid abzutasten, sie vorsichtig an den verschiedensten Stellen zu drücken. Wieder kam keine Reaktion ihrerseits. Kurt wurde immer heftiger in seinen Bewegungen, schlüpfte plötzlich eilig aus seiner Kleidung, legte sich auf Astrid. Karla betrachtete das Treiben. Fühlte große Lust beim Zusehen. Kurt kuschelte sich ganz fest an Astrid. Karla hatte genug. Mit einem Satz sprang sie dazu. Astrid ächzte, Karla war es egal. Es war ein Liebesrausch. Ja, genau so!, ging es Karla durch den Kopf, bevor Körper Gedanken beiseite schob. Sie wollte es nie wieder anders.

„Ich habe es geahnt, daß es mit Astrid etwas Besonderes sein würde,“ sagte Kurt bei der Rückkehr aus dem Bad. Karla lächelte. Sagte: „Das ist das außergewöhnlichste Geburtstagsgeschenk, das ich je bekam.“ – „Du bist es ja auch,“ kam es zurück. Das schönste daran ist, daß wir es von nun an immer so haben können.“ Karla wurde etwas rot. Stimmt, dachte sie, so ausgelassen wie heute war noch nie ein Schäferstündchen. Karla schaute Kurt lange dankbar in die Augen. „Eins mußt du mir bitte noch erklären,“ sagte sie. „Das wäre?“ – „Warum haben Klappsofas fast immer Mädchennamen?“