Was wir von den Quodoushka für unsere Beziehungen lernen können

An anderer Stelle hab ich euch ja bereits von dem Buch „The Sexual Practices of Quodoushka“ berichtet. Als ich angefangen habe das Buch zu lesen, hat es mich sofort mitgenommen. Auch wenn ich persönlich nicht besonders mit der esoterischen Welt verbandelt bin, haben die Quodoushkas auch für mich viele Weisheiten bereit gehalten. Es sind oft recht einfache und eigentlich klare Dinge, welche uns selbst und auch unsere Beziehungen leidenschaftlicher machen können, die wir aber verlernt haben, zu erkennen und wahrzunehmen.


Meiner Meinung nach könnten die Theorien der Quodoushka so in jedem guten Sex- und Beziehungsratgeber stehen – und tun es in irgendeiner Form sicher auch. Dennoch ist dieses Buch nicht einfach nur ein weiterer Beziehungsratgeber, der neben Dutzenden anderen mit immer gleich lautendem Inhalt und variierendem Buchcover im Regal verstauben sollte. Es ist anders, greift noch tiefer ein. Außerdem enthält der praktische Teil des Buches Dinge, die garantiert noch in keinem anderen Ratgeber zu finden sind.

Kein Streit ohne Sex

Da die Quodoushka der Sexualität und Sexualenergie eine so große Bedeutung beimessen, ist es nur verständlich, dass sie auch in der Erziehung einen großen Raum einnimmt. Dabei scheinen die Methoden für einen „normalen“ westlichen Menschen etwas unorthodox. Ich finde sie trotzdem sehr interessant, zumal bei uns in Deutschland dem Thema der Sexualerziehung gerade in der Öffentlichkeit viel zu wenig Beachtung beigemessen wird.

In der Gesellschaft der Quodoushka gibt es die sogenannten „Fire Phoenix Woman“ oder auch „Fire Phoenix Man.“ Das sind besondere Medizinfrauen und –männer, welche die Lehren der Sexualität weitergeben dürfen und volljährige Angehörige der Quodoushka unterrichten. Die Erziehung beginnt jedoch bereits mit sieben Jahren. Zu diesem Zeitpunkt geht es noch nicht explizit um sexuelle Lehren, sondern darum, sich selbst und die Welt bewusster wahrzunehmen. Die älteren Clanmitglieder gehen mit den jüngeren jagen, fischen, wandern und erklären ihnen die Natur. Alle Sinne werden durch ständiges Training geschärft. Das Erkennen und Verstehen des Kreislaufes der Natur steht dabei im Mittelpunkt. Sobald die Volljährigkeit erreicht wird, beginnt der zweite, praktische Teil der Ausbildung.
Die jungen Männer und Frauen werden zunächst in einen Raum mit sechs Frauen bzw. Männer geführt, von denen sie sich eine als ihr/e Lehrer/in erwählen können – das ist dann ihre Fire Phoenix Woman bzw. Man. Von diesen werden sie dann in den Liebeskünsten der Quodoushka unterwiesen.

Einer der Dinge, welche die jungen Frauen und Männer dabei lernen: Streiten in einer Partnerschaft ist okay, es gehört dazu – geh danach aber niemals schlafen, bevor ihr Sex hattet. Es geht in einer Partnerschaft eben nicht darum, dass sie immer perfekt ist, sondern auch, wie man immer wieder zusammenfindet. Außerdem lernen sie alles über den eigenen Körper sowie den Körper des anderen Geschlechts, um sich gegenseitig die Welt der wundervollen Sexualenergie eröffnen zu können.

Unabhängig, was man von der Methodik hält, werden meiner Meinung nach in der Erziehung grundlegende Werte vermittelt. Es wird Geduld gelehrt und ein sicherer Raum gegeben, in dem man sich selbst erforschen kann. Selbstwertgefühl, Respekt und Empfänglichkeit werden gefördert. Und gerade in der schwierigen Zeit der Pubertät, in der die Sexualität auf blüht und die Pubertierenden gar nicht wissen, was sie mit dieser neuen, sexuellen Energie anfangen sollen, werden sie sorgsam angeleitet.

Bereits eine frühe, sexuelle Bildung halte ich für besonders wichtig, denn wie wir mit Sexualität in unserer Kindheit in Berührung kommen, prägt uns für unser gesamtes, späteres Leben.

Kreise des Lebens

Medizinrad-originalGrundlage für alle Theorien der Quodoushka sind die sogenannten „Wheels of Lifes.“ Das Rad der Elemente liegt dabei allen anderen zu Grunde. Im Norden des Rades liegt der Wind, welcher gleichzeitig für den Verstand steht. Im Süden ist das Wasser positioniert, was für unsere Emotionen steht, da diese ständig in fließender Bewegung sind. Im Westen des Rades befindet sich die Erde – gleichgesetzt mit dem Körper und im Osten das Feuer, welcher den Geist symbolisiert. Das Zentrum ist mit der Leere besetzt, welche als der Ursprung von allem gilt und deshalb auch mit der Seele gleichgesetzt wird.
Wenn man sich zum Beispiel das Rad zu sexuellen Präferenzen anschaut, wird der Westen mit Heterosexualität besetzt, der Osten mit Homosexualität. Im Norden liegt die Bisexualität und im Süden Ambisexualität. Die Mitte wird durch die Omnisexualität besetzt.

Verschüttete Sexualität

Unser natürliches selbst – die Lebensenergie Chuluquai – ist häufig durch die ständige, gesellschaftliche Überformung verschüttet. Die Menschen passen sich an, um dazu zu gehören. Doch dadurch achtet man viel zu sehr darauf, Dinge richtig zu machen, als sie zu genießen. Damit verlieren wir die Fähigkeit Lust zu empfinden – das Bedürfnis nach Sex wird an den Rand gedrängt. Obwohl es sich doch so gut anfühlt.

Um diesen Kreis durchbrechen zu können, muss man nach Quodoushka Wie- und nicht Warum-Fragen stellen. Wie konnte es dazu kommen und wie kann man das Problem lösen. Abneigung – Zuneigung, Hass – Liebe oder ganz einfach Desinteresse – Gefühle anderer Menschen einem selbst gegenüber sind häufig Motivation für unsere Handlungen. Wir suchen ständig die Anerkennung anderer Menschen, wir wollen von ihnen gemocht werden und verbiegen uns dadurch selbst. Es ist klar, dass man an seinen eigenen Wünschen Abstriche machen muss, doch wenn es soweit geht, dass das Streben nach der Sicherheit der Zugehörigkeit, alles andere überschattet, verlieren wir uns selbst. Um dabei emotionalen Schmerz zu vermeiden, blockt man negative Gefühle ab, ohne zu merken, dass man somit auch keine positiven Gefühle zulassen kann.
Das Akzeptieren von den entgegengebrachte Gefühlen, ohne sie immer persönlich zu nehmen, ist ein erster Schritt in die Richtung, sich aus der Anerkennungs-Abhängigkeit zu lösen. Es macht einen außerdem in seinen Handlungen viel freier und spart viel emotionale Energie.

Folge deiner Intuition

Sowohl bei den sexuellen Präferenzen als auch bei der Form der Beziehung sind die Quodoushka sehr liberal. Egal ob homo-, hetero- oder bisexuell, ob man in einer monogamen, offenen oder Dreiecksbeziehung lebt – das wichtigste dabei ist, dass die Entscheidung zur jeweiligen Form aus einem selbst heraus kommt. Man darf sich dabei nicht von gesellschaftlichen Zwängen leiten lassen, sondern soll auf sich selbst und die eigene, innere Stimme hören.

Wenn man die richtige Beziehungsform gefunden hat und man trotzdem nicht sein sexuelles Potential voll ausschöpfen kann, liegt dies in einer Disharmonie der eigenen Energien begründet. Diese speisen sich aus den Emotionen, dem physischen Körper, dem Geist, sowie der spirituellen und sexuellen Energie. Wie bei fast allem, geht es dabei darum, die richtige Balance, das richtige Maß zu finden. Im Zentrum steht die sexuelle Energie, denn diese beeinflusst alle Aspekte unseres Lebens. Ob es nun um den Job geht oder welche Freunde man hat – alles reflektiert, welche Rolle Sex in unserem Leben spielt. Außerdem bringen wir durch sexuelle Energie unsere Sensibilität, Begeisterung und Leidenschaft in alles ein, was wir tun. Ignorieren wir unser Bedürfnis nach Sexualität, sei es durch fehlende Berührung oder auch sexuelle Aktivitäten, gerät die Energie aus dem Gleichgewicht. Doch auch das ständige Streben nach Sex oder das Beschweren über zu wenig, kann den gesamten Menschen aus der Bahn werfen. Diese Unausgeglichenheit macht sich sowohl physisch als auch psychisch bemerkbar.
Auch die Fähigkeit Zärtlichkeit zu geben – zu geben, um des Gebens Willen – ohne etwas im Gegenzug zu erwarten, ist nötig für die innere Balance. Dazu gehört es ebenfalls, seine Emotionen auszudrücken – sie abzugeben. Um zu verhindern, dass man von den eigenen Emotionen übermannt wird, kann man sie einfach öfter ausdrücken. Besonders bei negativen Gefühlen ist es nötig das zu tun. Macht man es nicht, stauen sie sich auf, bis es zu einer explosiven Entladung kommt, die dann in keinem Verhältnis zu dem oft geringfügigem Ursprung der Gefühle steht. Man kann in so einem Fall die Gefühle nicht mehr „zärtlich“ abgeben. Es gerät sofort der ganze Körper außer Balance. Um Emotionen abgeben zu können muss man ehrlich sein, zuerst zu sich selbst und dann zu seinem Partner. Ebenso verhält es sich mit der Fähigkeit etwas wahrzunehmen. Dies ist besonders in langen Partnerschaften schwierig. Man hat seinen Partner schon tausendmal gesehen und antizipiert immer schon im Voraus, was er sagen und tun wird. So bleibt man aber stecken in immer ein und der selben Wahrnehmung. Der Schlüssel ist, zu versuchen nicht daran zu denken, was war und daraus die Situation zu bewerten, sondern wahrzunehmen, was gerade im Hier und Jetzt passiert.
In Balance zu sein bedeutet auch, seiner eigenen Intuition zu vertrauen und ihr zu folgen – einfach die Augen schließen, alles ausblenden und dem eigenen Gefühlen nachgehen – auch das kann zu einer erfüllteren Sexualität führen.
Gerät die Balance ins Ungleichgewicht, macht sich das auch physisch bemerkbar. Die meisten kennen es, dass man krank wird, wenn man unter Stress steht oder spätestens dann, wenn der Stress vorbei ist und sich die Spannung im Körper löst. Viele denken, dass allein Sport und gute Ernährung sowie Medikamente gesund halten. Doch darf dabei die Balance der Energien und die sexuellen Bedürfnisse nicht außer acht gelassen werden. Sex wird gerne als Bonus und nicht als ein Grundbedürfnis des Körpers und des Geistes gesehen.  Stattdessen wird zum Beispiel mit übermäßig Sport oder dem Vergraben in Arbeit versucht, den Körper so zu verausgaben, dass damit andere Bedürfnisse kompensiert werden können. Über lang oder kurz, führt das jedoch garantiert zu einem ausbrennen des Körpers und des Geistes.
Es ist nicht der Sport, nicht die Ernährung, die uns zu einem gesunden Menschen macht, sondern die Balance zwischen Geben, Empfangen, Geist sowie den spiritellen und sexuellen Bedürfnissen.

Einfach mal stehen bleiben

In der Theorie der Quodoushka ist jeder Mensch mit Pfeilen aus Licht und Schatten ausgestattet, mit denen wir auf jede Situation in unserem Leben reagieren. Diese Symbolik lässt sich mit negativen und positiven Gefühlen umschreiben, welche zum Beispiel bei einem Streit auftreten. Man wird von seinem Partner kritisiert, sagt selber aber nichts dazu und versucht diese Kritik weg zu wischen. Doch das funktioniert nicht so ganz, unmerklich trägt man sie den ganzen Tag mit sich herum. Ohne das man es bewusst merkt, verhält man sich seinem Partner gegenüber abweisend und distanziert. Man erwartet vielleicht eine Entschuldigung, oder auch nur eine Berührung – kommt das nicht, wandelt sich das Gefühl, eine Entschuldigung zu erwarten, in das Gefühl um, eine Entschuldigung zu brauchen. Das ist der Pfeil der Abhängigkeit. Einmal in dieser Spirale der negativen Gefühle gefangen, geht es weiter abwärts und weitere Schattenpfeile fliegen. Man fängt an zu verurteilen, danach zu vergleichen – holt Dinge aus der Vergangenheit hervor. An dieser Stelle ist der ursprüngliche Streitpunkt längst in den Hintergrund gerückt, die Fronten verhärten sich und man ist nicht bereit von seinem Standpunkt abzuweichen.
Doch was kann man an so einem Punkt tun oder diesen sogar vorbeugen?
Bemerkt man, dass man sich durch Kritik getroffen fühlt, dann darf man das Gefühl nicht einfach beiseite schieben. Man muss an dieser Stelle einfach eine Pause machen. Man muss das Gefühl wahr- und annehmen. Das ist der erste Pfeil des Lichts: der der Wahrnehmung. Hat man diesen Schritt geschafft, steht einem die Tür offen, nicht in die negative Spirale zu verfallen. Durch dieses Innehalten hat man die Zeit und den Raum die Situation zu betrachten und festzustellen, dass die vermeintliche Kritik oder Beleidigung eigentlich gar nichts mit einem persönlich zu tun hat. Vielleicht hat der Partner einfach gerade einfach keine Lust zum Küssen oder hat eigene Probleme. Und will nicht mit der Zurückweisung eines Kusses, negative Gefühle oder Abneigung gegenüber einem selbst ausdrücken. An dieser Stelle kann man selbst entscheiden, wie man reagiert. Verschießt man einen negativen Pfeil und reagiert abweisend oder nimmt man die Situation als das was sie ist – etwas, das eigentlich gar nichts mit einem selbst zu tun hat. Durch diese Selbstwahrnehmung, Selbstakzeptanz und Selbstanerkennung kann man in einer solchen Situation auch die wahren Gefühle des Partners erkennen und so einen Streit verhindern und stattdessen in einem Akt der leidenschaftlichen Liebe seine Sexualenergien vereinigen.
Hat man diese Fähigkeit erlangt, geht es viel leichter durch den Tag. Man verschwendet nicht so viel Energie auf negative Gefühle, weil man eben nicht immer alles persönlich und sich zu Herzen nehmen muss.

Die Essenz

Selbstwahrnehmung: Müsste man die Theorien den Quodoushka mit einem Wort zusammenfassen, würde am Ende dieses Wort dastehen. Es geht vor allem darum, in sich hinein zu horchen und die eigenen Gefühle zu erkennen – sowohl die positiven als auch die negativen. Und diese Gefühle nicht abzublocken sondern anzunehmen und zu beachten. Gefühle dürfen sich nicht anstauen bis sie sich explosiv entladen und auch den Körper physisch beeinflussen. Nimmt man seine Gefühle an und sind die Energien in Balance, kann man auch eine erfüllte, leidenschaftliche Sexualität leben.
Doch: der Weg der Quodoushka ist kein leichter Weg, denn er setzt ein hohes Maß an Selbstreflexion voraus. Und schon der Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung, der Begründer der analytischen Psychologie hat gesagt: Ein Mensch tut alles, egal wie absurd es ist, um sich nicht seiner eigenen Seele stellen zu müssen.

 

Qoudoushka-Seminare werden u.a. in der Nähe von Berlin angeboten www.lust-und-wissen.de