Die Verführung der Pick up Artists

Im aktuellen Feigenblatt-Magazin zum Thema Kennenlernen ist von mir folgender Artikel erschienen.

Der perfekte Eroberer

Flirtcoachings und Kommunikationskurse sind out. Pick-up-Artists (PUA) sind in. So nennen sich die Männer, die anderen Männern beibringen, wie sie zum perfekten Verführer werden können. Sie versprechen Männern die „perfekte Masche“ wie sie garantiert jede Frau für sich gewinnen können.

Auch wenn es einige Angebot für Frauen gibt (diese nennen sich dann meist Pick-up-cats) so wendet sich der größte Teil der Seminare und der Literatur an diejenigen Männer, die nicht wissen, wie sie beim anderen Geschlecht landen können.

Die Versprechungen sind hoch gestellt: die Worte „garantiert“, „perfekt“ und „jede Frau“ dürfen auf keiner Seite fehlen. Klar, wer würde schon gerne ein Buch kaufen mit dem Titel „Du musst dich verändern, viel lernen und üben, damit du mehr Frauen kennenlernen kannst als bisher“ Doch was steckt dahinter? Die grobe Strategie lautet: Es ist egal, wer du bist und wie du aussiehst. Wenn du weißt, worauf Frauen abfahren und dich dementsprechend verhältst, kannst du jede kriegen. Dazu musst du die Führung übernehmen, lernen, dich nicht von Körben abschrecken zu lassen und wissen, wie du dich zu verhalten hast.

Das Buch „Der perfekte Eroberer, wie sie garantiert jede Frau verführen – mit besserer Strategie „ habe ich mir einmal näher angeschaut.

Der perfekte ErobererDer Autor Maximilian Pütz bezeichnet sein Buch als die bessere Strategie, im Gegensatz zu anderen amerikanischen Pick-up-Gurus. Für ihn liegt der Unterschied darin, dass es darum geht, nicht nur Tricks und Techniken zu lernen, sondern wirklich an sich selbst zu arbeiten. Das ist meiner Meinung nach der richtige Ansatz. Inhaltlich ist sein Buch wirklich gut und sinnvoll. Darin sind Wahrheiten versteckt, die vielen nicht bekannt, die aber dennoch wirklich wichtig sind: „Das Ziel eines jeden Mannes sollte darin bestehen, emotional so unabhängig wie möglich von Frauen zu werden. Der Weg führt dorthin über tiefere Freundschaften mit Männern. (…) Je weniger du Frauen gerade brauchst, umso mehr ziehst du sie an. Frauen wollen keinen emotional bedürftigen Mann.“ (S. 75).

Das ist ein interessantes aber wahres Paradox: um mehr Frauen kennenlernen zu können, darf man nicht davon abhängig sein, was sie von einem denken. Sondern es geht darum, sich selbst besser kennenzulernen, zu wissen, was einem Spaß macht und was man selbst wert ist. Mit solch einer inneren Lockerheit ist dann viel mehr möglich, als wenn man krampfhaft versucht, Frauen anzubaggern oder es einfach gleich sein lässt, weil man sich keine Chancen ausrechnet.

In seinem Buch gibt er hilfreiche Erklärungen und Anleitungen, wie man Schüchternheit überwinden kann, wie man Smalltalk mit der Angebeteten führen kann und wie Mann auf seine Körpersprache achten sollte. Im letzten Kapitel ist der Autor dann doch auch ehrlich: er räumt ein, dass selbst er nicht wirklich jede Frau rumkriegt.

Foren

Im Internet gibt es viele Foren, in denen sich Männer Hilfe und Unterstützung bei der Verführung holen können. Auffällig sind die vielen Abkürzungen, mit denen sich die Mitglieder dort verständigen: Da gibt es den KC (Kissclose = Abschluss mit Kuss), den NC (Numberclose) bis hin zum FC (Fuckclose). Oder wie wäre es mit FTOW? Fuck ten other woman wird empfohlen, wenn sich ein Mann zu sehr an eine Frau hängt. Die Frauen werden mit Ziffern von 1-10 bewertet. Je attraktiver, umso mehr Punkte hat sie. So gibt sich die Szene den Anschein einer besonderen Welt, in die man sich erstmal einarbeiten muss, um wirklich zu verstehen, worum es dabei geht.

In manchen Diskussionen ist der Ton, in dem über Frauen gesprochen wird, sehr respektvoll, in anderen wiederum hat man den Eindruck, Frauen sind alles Schlampen, denen man nie trauen kann. In einem Forum gab es sogar einen Wettbewerb, wer der beste Verführer ist. Da sollten sich Teams bilden und an einem Abend Punkte sammeln, je weiter man bei der zu Verführenden kommt, umso mehr Punkte gibt es dafür. Da drängt sich dann doch die Frage auf: warum machen die das? Oftmals scheinen sich die Männer beweisen zu müssen, dass sie ein toller Hecht sind. Nicht nur bei den Frauen wollen sie als Alpha-Tier ankommen, sondern anscheinend müssen die den anderen Männern auch beweisen, dass die der größte Hecht im Teich sind.

Ist das, was die PUAs vermitteln nun Manipulation oder Verführung? Die Grenzen sind wie immer fließend. Wissen ist immer auch Macht. Die kann sinnvoll eingesetzt oder aber auch missbraucht werden. Wenn man also weiß, wie Kommunikation funktioniert, kann man damit Menschen auch beeinflussen. Der Unterschied liegt letztendlich darin, was man darin bezweckt. Geht es nur um die eigenen Interessen oder auch um die meines Gegenübers? Und welche Mittel setzt man dazu ein? Werden falsche Tatsachen vorgetäuscht oder ist man ehrlich. Ob man manipuliert oder verführt wurde, merkt man ganz einfach an sich selbst: wenn ich es bereue bzw. mich frage, warum ich das eigentlich getan habe, war es Manipulation. Bei Verführung bin ich froh, dass ich meine Zweifel habe fallen lassen.

In der Szene sind Vertreter beider Richtungen zu finden, es gilt nur herauszufinden, wo lernt der Mann wirklich Verführung und wo beginnt die Manipulation?

Auch wenn ich die Art dieser Szene, wie sie sich präsentiert, als sehr laut und manchmal auch überzogen finde, so sehe ich doch auch die Vorteile dieser Szene. Es ist gut, wenn Männer Verantwortung für sich selbst und für ihre Beziehung übernehmen. Und es ist gut, dass Männer anderen Männern beibringen, was es heißt, ein Mann zu sein. Man mag ja darüber diskutieren, ob die Männer in der heutigen Zeit die Verlierer sind, wie es M. Pütz auch behauptet. Fakt ist aber, dass es ein riesiges Bedürfnis der Männer gibt zu erfahren, wie sie Frauen kennenlernen und eine Beziehung führen können. Und da bieten die PUAs wirklich Antworten.

Wie überall gibt es gute und schlechte Trainer. Deswegen ist meine Empfehlung: Lesen Sie erstmal ein Buch und schauen Sie, ob die Sprache und das Weltbild des Autors sie anspricht. Und recherchieren Sie im Internet, was Sie über den Trainer finden, welcher Ton in den entsprechenden Foren herrscht und wie mit Fragen oder Unsicherheiten umgegangen wird. Auch wenn es keine Verführung-Ausbildung gibt, so sollte man doch darauf achten, ob die Coaches Weiterbildungen gemacht haben im Bereich Kommunikation, Beratung oder Persönlichkeitsentwicklung. Denn sonst bekommt man keine kompetente Unterstützung, sondern nur heiße Luft.

Wer sich für das Buch interessiert: Der perfekte Eroberer: Wie Sie garantiert jede Frau verführen – Die bessere Strategie