"baby doll" von Achim Wagner

„baby doll“
von Achim Wagner


flimmernder monitor & michas blickschlendert über die homepage die eine freundin von ihm ins netz gestellt hat:statische bilder keine bewegung micha ist enttäuscht trennt dieverbindung zu seinem server & schließt den explorer er starrt aus demfenster auf die wenigen leuchtenden sterne die nicht von wolken verdeckt werdenbis das telefon läutet die wie immer fast hysterische klingende stimme vonbeatrice dröhnt in michas ohren ich bin gerade nach hause gekommen &dachte: vielleicht bist du noch wach & hast lust bei mir vorbei zu schauendas übliche & erhoffte spiel micha zögert nicht: sagt klar bin gleich dabeatrice wohnt in der nachbarschaft & micha eilt die paar meter durch dienacht sie empfängt ihn an der tür ausgezogen bis auf einen roten slip in derrechten hand einen durchsichtigen drink gin tonic vermutet micha meint: hallo& gibt seiner nachbarin einen kuss auf die wange der mit einemsüffisanten lächeln goutiert wird möchtest du einen cuba libre? michanickt zieh dich schon mal aus flüstert sie geht ins wohnzimmer &micha lässt seine wäsche im flur folgt beatrice heute mag ich dich malwieder unter der dusche bekundet sie greift micha kurz zwischen die beinebevor sie ihm seinen drink gibt glas stößt an glas beatrice deutet richtungbadezimmer wollen wir? lauwarmes wasser beginnt auf die beiden zuprasseln micha drückt beatrice mit dem rücken an die wand sie sind eineingübtes paar diesbezüglich & wie von selbst schlingen sich ihre beine umihn während er sie mit den händen an ihrem hintern anhebt in sie eindringtbeatrice stöhnt laut feuert ihn an bis micha sich in ihr ergießt das warbestimmt eine schöne szene knurrt beatrice zufrieden als sie von ihmgleitet & micha wirft einen skeptischen blick auf die webcam die über demduschkopf installiert ist & in echtzeit bilder ins netz liefert beatricehat mehrere dieser kameras in ihrer wohnung installiert & es gibt hierkeinen fleck an dem sie nicht gefilmt wird seit micha sich auf beatriceeingelassen hat fühlt er sich ein bisschen wie ein pornostar er spürt beatricesblick auf sich ruhen ihre blauen augen funkeln & ihren mund umspielt einlächeln sie trocknen sich gegenseitig ab setzen sich nackt ins wohnzimmer heuteist mir in der innenstadt ein typ begegnet der mit einem mülleimer geredet hat erzähltmicha eine kleine alltagsanektode zunächst habe ich geglaubt der kerl suchtetwas zu essen oder pfandflaschen aber der hat tatsächlich versucht mit demmülleimer zu reden als er keine antwort bekommen hat wurde der typ richtigärgerlich & hat auf den mülleimer eingetreten micha schüttelt den kopf sachengibt es beatrice lacht solange er nur mülleimer tritt…sie greiftnach einer illustrierten & micha ist klar: beatrice will wieder allein seiner zieht sich an & sie verabschiedet ihn mit einem klaps auf den po biszum nächsten mal ich melde mich bei dir micha entgegnet gerne &zieht die tür ins schloss spaziert zurück zu seiner wohnung ein knopfdruck& der rechner fährt hoch noch einmal online: beatrice liegt im bett auf dembauch & beide hände stützen den kopf die nachttischlampe brennt imaschenbecher verglüht eine zigarette beatrice liest in einem buch

Der Autor:

Bibliographie:

1997 “Der Kreisläufer – Kurzgeschichten” imVerlag ferber und partner, Köln, (vergriffen).

1998 “blinder fisch – super 8 roman” in deredition sisyphos, Köln.

2000 “niemandem dieser tag – Gedichte” inder parasitenpresse, Köln.

In 2001 erscheint: “Kubanische Tage – 1Roman aus Havanna” im AARACHNE Verlag, Wien.

Herausgeberfür “Die Verfolgung und Ermordung des (Wilhelm) Richard Wagner”, AARACHNEVerlag, Wien, 2000.

Zahlreiche Veröffentlichungen in deneinschlägigen Medien (u.a. WDR, BR, erosa, Macondo).

Interdisziplinäre Aktivitäten:Zusammenarbeit mit verschiedenen Komponisten, Ausstellungsbeteiligungen.